Sage mir, wer Du bist, und ich sage Dir, was Du brauchst

Vor etwa fünf Jahren, im Sommer 2012, hat mir Fabio Schillaci ein Konzept für einen Konfigurator vorgestellt, der anders war als alle anderen Konfiguratoren.

Abgesehen davon, dass vor dieser kurzen Zeit Konfiguratoren überhaupt noch relativ gering verbreitet waren: Fabio hatte schon die wenigen Konventionen, die es gab, überholt und etwas Neues entworfen.

Für sein Sofa-Bett-Hybrid SOBE+ hatte der Architekt ein Konfigurator-Konzept entwickelt, bei dem erst einmal keine Details über das Möbel abgefragt werden, sondern vielmehr über den künftigen Besitzer. Dieser war im ersten Schritt der Konfiguration aufgefordert, Metaphern im “Becken der Wünsche” zu platzieren (siehe Bild).

Wie wichtig ist mir Nieselregen? Und wie sicher bin ich mir darüber? Welche Haltung nehme ich bevorzugt ein? – Dieser Art waren die Fragen auf dem Weg zum Möbel.

Die Studie für einen Konfigurator hat mich fasziniert. Doch das Faszinosum war eher abstrakt, das Konzept reizte mich künstlerisch, einen praktischen Nutzen maß ich ihm damals nicht bei. Noch nicht.

Im vergangenen Monat kam schließlich Sanchez zu uns in die Firma. Sanchez ist Coach und Trainer für Management und Vertrieb, und er wollte mit uns einen Trainingskonfigurator entwickeln.

Im Gepäck hatte Sanchez ein Angebot von etwa 150 verschiedenen Lektionen, die Themen zugeordnet waren, die wiederum unter Kategorien geordnet waren. Um eine Auswahl in einer solchen Struktur vorzunehmen, wird standardmäßig ein Variantenselektor eingesetzt, bei dem man erst die Kategorie wählt, dann ein paar Themen unter dieser Kategorie auswählt, um schließlich in einer nun hinreichend kleinen gefilterten Liste passende Lektionen mit einem Häkchen zu versehen. Ein geradliniger aber auch langweiler Ansatz.

Sanchez wollte etwas anderes. Er wollte etwas, das die Gedanken des Besuchers lesen kann. Etwas wie den Akinator, den er als Beispiel nannte.

Der Schlüssel dazu ist die Verlagerung der Perspektive. Der Benutzer eines Konfigurators ist in der Regel kein Experte für das Ding, das er konfiguriert. Entsprechend können wir bei der Entwicklung von Konfiguratoren auch nicht immer davon ausgehen, dass Benutzer sich mit dem Produkt auskennen und die Sprache verstehen, mit der es beschrieben wird. Die Vermittlung verfügbarer und passender Ausprägungen muss der Konfigurator leisten - und das bestenfalls in einer Art und Weise, zu der ein Benutzer leicht Zugang findet. Also in einer Sprache und mit Inhalten, die der Benutzer kennt.

Für den Trainingskonfigurator haben wir dazu schließlich den Ansatz von SOBE+ aufgegriffen. In einer mehrstufigen Konfiguration erfragen wir zunächst Ziele, die mit dem Training erreicht werden sollen. Ein Ziel ist in der Sprache des Benutzers formuliert. “Souverän telefonieren können” ist zum Beispiel ein solches Ziel.

Nach den Zielen stellen wir Fragen nach den Teilnehmern. Welche Rolle haben sie im Unternehmen, wer sind dessen Kunden, bestehen Vorbildungen? Geschickt ausgewertet reichen diese Angaben aus, ein individuelles Trainingspaket zu erzeugen.

Welche Lektionen dann ausgewählt werden, hängt von der Kombination von Zielen und Eigenschaften der Teilnehmer ab. Da es zigtausende Kombinationen gibt, geschieht die Auswahl durch einen Algorithmus. Und am Ende wirkt es fast magisch, wie gut die Zusammenstellung von Trainingslektion passt. Ein bisschen wie beim Akinator.

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